Nik Hartmann

Erschienen im „Wanderland Schweiz“

„Ich bin sicher keine Partynudel“

Nik Hartmann

Nik Hartmann, Moderator

„SF bi de Lüt – Über Stock und Stein“: Nik Hartmann hat mit seiner Hündin Jabba und dem Fernsehteam viele Wege unter die Füsse genommen: Von Arbon nach Zermatt, von Basel auf den Piz Bernina und dieses Jahr von Appenzell auf die Dufourspitze. „Wandern beruhigt mein Wesen“, findet er.


Grindelwald. Die Strenge der Eigernordwand kontrastiert die Verspieltheit des Romantik-Hotels Schweizerhof. Nik Hartmann kommt mit einem Papierstapel unter dem Arm daher: Unterlagen für die „SF bi de Lüt – Live“-Sendung vom Dorfplatz in Grindelwald am nächsten Tag. Das liegt vor ihm. Hinter ihm liegen drei Staffeln „SF bi de Lüt – Über Stock und Stein“.

Drei Jahre über Stock und Stein. Die Sendungen haben traumhafte Einschaltquoten. Zwischen 600 000 und 850 000 Zuschauer verfolgen jeweils die Wanderetappen mit den Begegnungen zwischen Nik Hartmann und allen möglichen Leuten, die er unterwegs antrifft. So spontan Leute ansprechen – das liegt eigentlich nicht in seiner Natur. „Ich bin ein eher zurückhaltender und harmoniebedürftiger Mensch“, sagt er und bestellt sich einen schwarzen Espresso, „sicher keine Partynudel.“ Aber wenn die Kamera läuft, und er den Anspruch in und an sich spürt, dass über eine halbe Million Zuschauer gut unterhalten sein wollen, dann wirkt das wie ein Kick. „Das Fernsehen macht aus stillen Wassern reissende Flüsse“, schreibt er nicht ohne Selbstironie in einem seiner Bücher zur Sendung.

„Ich mag Funktionalität“

Verantwortlich für den Erfolg der Sendung sei sicher „das Gesamtpäckli, das Team, wie es mit einer gesunden Begeisterung unterwegs ist“. Und dass es sich nicht so wichtig nimmt; nicht etwa „mit einem Allgemeinwissen ähnlich einem Schluck Wasser ausgestattet“ daherkomme im Sinne von: „Ach wie süss, sind das da Kühe im Stall, geben die auch Milch?“. Nik Hartmann lacht. Man kann verstehen, dass sich die Menschen gerne mit ihm unterhalten. Er hat etwas Unverkrampftes, Gradliniges; er wirkt echt. „Hm, ich mag Funktionalität, puristische Funktionalität, also keinen Deko-Mist, Dinge, die nur zum Anschauen herumstehen“, meint der 38-Jährige, der in diesem Zusammenhang von seiner Vorliebe für Outdoor-Läden erzählt. Diese Funktionalität merke man wohl auch den Sendungen an. „Wir zeigen, was ist, drehen bei jedem Wetter, kommentieren so wenig wie möglich.“

„Gefühlte 100 Kilo Schnee“

Drei Jahre über Stock und Stein. Schönes, Abenteuerliches, auch Schlimmes? „Ich bin richtig panoramasüchtig! Wenn ich irgendwo oben stehe, zum Beispiel auf dem Napf und bis zum Feldberg im Schwarzwald sehe, dann ‚verrecke‘ ich fast vor Freude. Das ist eine richtig kindliche Freude“, sagt er. Als einen der abenteuerlichsten Momente hat er die letzten Meter zur Dufourspitze in Erinnerung. „Da waren die 70 Kilo des Bergführers meine einzige Lebensversicherung… Ich verlor keine Sekunde das Vertrauen in ihn. Aber in einer solchen Situation vergisst man alles um sich herum, jeder Schritt zählt…“ Das Wetter unterwegs ist oft unwirtlich. Kam er denn nie in eine Situation, in der er alles hinschmeissen und nach Hause gehen wollte? „Nein, nie“, sagt Hartmann und denkt kurz nach. „Die für mich schlimmste Situation war vielleicht am Piz Bernina. Die Schneebedingungen waren schlecht. An den Skiern klebten etwa zehn Kilo Schnee – das sind gefühlte 100 Kilo –, und ich hatte Muskelkrämpfe und war dehydriert. Aber dieses Jahr habe ich besser vorgesorgt.“ Auf die Frage, ob er und das Team speziell für die Sendung trainieren, reagiert Nik Hartmann leicht erstaunt. „Nein, wir haben keinen ‚Personal Trainer‘. Ich jogge ab und zu, achte auf nicht zu schweres Essen… Und meine drei kleinen Söhne halten mich fit.“ Voll durchtrainiert – da würden sie den Zuschauern doch etwas vormachen.

Nik Hartmann ist einer der beliebtesten Moderatoren. Und dementsprechend gefragt. Kommt das Familienleben nicht zu kurz? „Nein, aber ein Familienleben ist wie eine Glaskugel, bei der man aufpassen muss, dass sie nicht auf den Boden fällt. Meine Frau Carla hält sie fest in ihren Händen…“

„Mit dem Erreichten zufrieden sein“

Drei Jahre über Stock und Stein. „Ich bin gerne unterwegs“, so Hartmann, „das Wandern beruhigt mein Wesen – früher gehörte ich zu den Menschen, die ungern etwas verpassen. Jetzt muss ich einmal mit dem Erreichten zufrieden sein. Die Sendung ‚Über Stock und Stein‘ mit ihrer Kombination von Freizeit und Erfolgserlebnis bietet mir doch alles, was ein Mann braucht, um nicht in eine Midlife Crisis zu geraten…“ Natürlich lacht er hier.

Wo ihn die nächste Staffel hinführen wird, weiss er noch nicht. „Keine Ahnung. Vielleicht ohne Plan durch die Schweiz? Wahrscheinlich wird wieder ein hoher Berg der Schlusspunkt sein. Oder ohne Geld ans Mittelmeer? Ich weiss es wirklich nicht.“ Nur eines ist fast sicher: Die 12-jährige Jabba wird nicht mehr mit von der Partie sein. „Sie hat etwas Ruhe im hohen Alter wirklich verdient“, sagt Hartmann. Er blickt zur Eigernordwand hinüber. „Da könnten wir doch nächstes Jahr hoch… Neinnein, das ist ein Scherz, vor dieser Wand habe ich nun wirklich einen viel zu grossen Respekt.“

Text und Foto: Angelica Schorre

Nik Hartmann

Nik Hartmann ist in Burgdorf geboren. Er besuchte die Schulen in Zug und studierte Jus in Bern. Ab 1996 arbeitete er für verschiedene Radios, zuerst Radio 24, dann Radio DRS 3 und DRS 1. Jeweils am Samstagnachmittag moderierte er die Spielshow „Uri, Schwyz und Untergang“. Seit 2007 präsentiert Nik Hartmann die Sendungen unter dem Label „SF bi de Lüt“; „Ein Ort nimmt ab“, „Heimspiel“, „Vereinsgeschichten“ und wandert mit seiner Hündin Jabba in der Wandersendung „Über Stock und Stein“ quer durch die Schweiz. In der Sommersendung „SF bi de Lüt – Live“ präsentiert Nik Hartmann am Sonntagabend live vom Dorfplatz verschiedene Regionen der Schweiz.

Copyright Angelica Schorre[br] Source: http:// https://www.schorre.ch/de/text/reportagen/_nik_hartmann.htm